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7. August 2023

Soziales Engagement beim FC Thun

Der FC Thun feiert sein 125-jähriges Bestehen. Hinter dem Club steckt viel mehr als nur ein Profibetrieb. Es wird soziale Arbeit geleistet. Ganz zur Freude von Rouven Aeschlimann. 

Text: Yannis Lüthi, Thuner Tagblatt

 

Artikel Thuner Tagblatt

Mit einem breiten Grinsen läuft Rouven Aeschlimann in der Stockhorn-Arena die Treppe zum Platz runter. Ausgerüstet mit dem Dress von Marco Bürki springt er von der zweitletzten Stufe auf den Boden hinunter und jubelt in Manier von Cristiano Ronaldo. Man merkt es rasch: Rouven ist fussballverrückt.

Dass er regelmässig bei den Kids Camps und den Special Trainings des FC Thun dabei sein darf, bedeutet ihm viel. «Am liebsten übe ich Tricks», sagt der 14-jährige Oberstufenschüler aus Schlosswil, der mit Trisomie 21 auf die Welt gekommen ist.

Grosse Wertschätzung
Wenn Rouven über seine Erlebnisse mit dem FC Thun erzählt, geht Matthias Bieri das Herz auf. Er ist bei den Berner Oberländern seit 2020 verantwortlich für den Bereich Engagement und Kids. «Rouven hat uns nach dem Kids Camp im Frühling einen Bericht und eine selbst gestaltete Karte geschenkt. Diese Wertschätzung und Freude zu spüren, ist wunderschön», sagt Bieri.

Beeindruckt ist Bieri von der Ehrlichkeit und der Offenheit der Menschen, mit denen er zu tun haben darf. «Es dauert keine zehn Minuten und die Gruppen sind zusammengewachsen. Es ist faszinierend, zu sehen, wie Kinder untereinander Inklusion leben», sagt er.

Bieri ist vor allem für die Organisation und Umsetzung der verschiedenen Projekte zuständig. Die Trainings auf dem Platz leiten andere. Unter anderem der ehemalige Thun-Spieler Nelson Ferreira. «Nelson ist das Gesicht unserer Engagements. Er macht einen unglaublich tollen Job», schwärmt Bieri.

Engagement für rund 7000 Personen
Der 35-Jährige übernahm das Erbe von Wolfgang Unger, der vieles im Bereich Engagement aufgegleist hatte. «Wolfgang hat wichtige Arbeit für den Verein geleistet. Die bis zur Corona-Pandemie stattgefundenen Trainings am Mittwochnachmittag waren Teil eines im Jahr 2012 von ihm und dem ehemaligen Präsidenten Markus Lüthi ins Leben gerufenen Projekts», sagt Bieri.

Heute ermöglicht der FC Thun rund 7000 Kindern, Flüchtlingen und beeinträchtigten Personen pro Jahr Fussballtrainings. Ziel für die Zukunft sei es in erster Linie nicht, mehr Menschen anzusprechen, sondern für die beteiligten Personen noch regelmässiger Aktivitäten anzubieten.

Besuch in heilpädagogischen Schulen
Investieren wollen die Berner Oberländer ins Projekt «FC Thun macht Schule». So besuchen Funktionäre und Spieler des FC Thun jede Woche heilpädagogische Schulen in der Region. Ziel des Clubs ist es, den Kindern die Sportart und die Vereinswerte näherzubringen. Gestartet wird im Herbst mit zwei Schulen – mit einer aus Frutigen und einer aus Steffisburg. «Das Projekt soll später ausgebaut werden und mehr Schulen einschliessen», erklärt Bieri.

Wichtig ist den Thunern auch, dass die eigenen Spieler in die sozialen Projekte eingebunden werden. Dies soll in den nächsten Jahren noch stärker der Fall sein. «Wir zwingen keine Spieler, bei solchen Events mitzuhelfen. Sie machen es glücklicherweise sehr gerne und interessieren sich für die Menschen», sagt Bieri.

Mit gutem Beispiel voran
Im Bereich CSR hat der FC Thun Festangestellte an Bord, was gemäss Bieri im Schweizer Profisport eine Seltenheit darstellt. CSR steht für Corporate Social Responsibility – in der deutschen Sprache ist die Rede von gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung. «Da wir die finanziellen Mittel nicht haben, um grosse Beträge an Stiftungen zu spenden, übernehmen wir die soziale Arbeit selbst und engagieren uns als Club», erklärt Bieri.

Neben der Inklusion umfasst das Engagement diverse weitere Projekte: Der Club will Flüchtlinge integrieren, die eigenen Vereinswerte in die Öffentlichkeit tragen und die Nachwuchsspieler begleiten, betreuen und beraten – der FC Thun spricht vom 3B-Projekt.

Für Flüchtlinge fand im Rahmen der Aktionstage gegen Rassismus der Stadt Thun ein Training in der Stockhorn-Arena statt. Zudem haben sie auch immer die Möglichkeit, bei den Special und Kids Days dabei zu sein. Der nächste solche Tag findet am 2. September statt – mit dabei dürfte auch Rouven wieder sein.

Nachhaltiges Engagement
Rouvens Herz schlägt nicht einzig für den Fussball und den FC Thun – er ist äusserst polysportiv. Ob Karate, Tennis, Klettern oder Skifahren: Rouven gibt Vollgas. «Im Tennis gewinne ich bereits gegen meinen Vater», sagt er stolz. Dass der Sport ein grosser Bestandteil seines Lebens ist, weiss und schätzt auch seine Mutter, Doris Aeschlimann. «Wenn Rouven Sport treiben darf, ist er unglaublich glücklich.»

Sie ist begeistert von der Arbeit des FC Thun. «Es war sehr schön, Rouven beim Camp anmelden zu können, ohne angeben zu müssen, was er alles kann und wie er als Mensch tickt», sagt Aeschlimman. Weiter schätzt sie die Kontinuität der Angebote des FC Thun. «Das Engagement erlebe ich als sehr nachhaltig. Es findet nicht nur ein einziges Training statt und fertig», sagt sie.